Ein Buch, das mich alleine vom Cover schon ungemein angesprochen hat und dann der Blurb – der hat mich gleich für sich eingenommen. Also war mir klar, dass ich “Wie alles begann und wer dabei umkam” von Simon Urban auf Grund der Frührjahrsvorschau von Kiepenheuer & Witsch unbedingt lesen musste. An dieser Stelle meinen Dank für das Leseexemplar.
Jetzt habe ich Euch erzählt, wie bei mir alles begann mit dem Buch, dann sollt Ihr auch erfahren, wie es bei mir damit zu Ende gegangen ist. Hier geht es zu meinem “Urteilsspruch”.
Simon Urban hatte eine brillante Idee und beginnt das Buch eigentlich mit dem Ende, denn der namenlose Erzähler sitzt im Gefängnis und verkauft seine Biografie, die wir dann lesen dürfen. Die ersten Seiten des Buches unterhalten wirklich glänzend. Die Akribie, mit der unserer Protagonist die Gerichtsverhandlung der Großmutter vorbereitet, wie er die Verhandlung führt und sie in ihrer Abwesenheit schuldig spricht war wirklich perfekt.
Aber dann braucht man viel Geduld, einen langen Atem und definitiv sehr viel juristisches Wissen, um bei den restlichen ca. 400 Seiten bei der Sache zu bleiben. Man kann sicherlich den Stil hervorheben, die Eloquenz des Autors, die Boshaftigkeit die dem Buch innewohnt und die ausgezeichnete Recherchearbeit, aber es ist einfach zu viel. Es wird zu ausschweifend und definitv zu langatmig ohne auf den Punkt zu kommen. Was mich auf den ersten Seiten begeistert hat, wird im Laufe des Buches zusehend weniger. Für mich ist dabei leider der Witz und auch der Esprit auf der Strecke geblieben. Mir ging der rote Faden während des Lesens immer wieder verloren.
Der unfassbar unsympathische und emotionslose Hauptprotagonist, der sein Umfeld nur benutzt, um seine persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen, trägt auch nicht dazu bei, dass man gerne in dem Buch verweilt.
500 Seiten Roman, die mich auf ca. 100 Seiten extrem begeistert haben dann verliert er leider zusehend und ich hätte mir ein pfiffiges Ende gewünscht am Ende des ersten Teils und das wäre sicherlich möglich gewesen, wenn man die komplette Story rückwirkend betrachtet.
Ab dem zweiten Teil des Romans habe ich nur noch quer gelesen ich hatte jedwedes Interesse verloren an den Gedankenspielen und wollte nicht noch mehr Seiten lesen in denen er sein Projekt / Experiment weiter ausweitet auf andere Länder… Warum ich dann doch bis zum Ende durchgehalten habe? Ich wollte wissen, warum er in der Gefängniszelle sitzt und auf die Todesstrafe wartet.
Stil, Sprache, Wissen und Idee 5 Punkte, aber leider harpert es für mich an der Umsetzung, die mich übrhaupt nicht begeistern konnte. Ich kann keine Empfehlung für “Wie alles begann und wer dabei umkam” von Simon Urban aussprechen.
Buchinformationen:

(c) KiWi-VERLAG
Wo endet ein inselbegabter Jurastudent, der an den starren Regelwerken des Gesetzes verzweifelt und beschließt, das Recht selbst in die Hand zu nehmen? In einer Gefängniszelle! Was aber zwischendurch geschieht, ist so unglaublich und derart gnadenlos und witzig erzählt, dass einem die Luft wegbleibt. Bereits als Kind findet der Held dieses Romans zur Juristerei: Er bereitet ein Verfahren gegen seine Großmutter vor, den Drachen der Familie – und verurteilt sie im Wohnzimmer in Abwesenheit zum Tode. Berufung: nicht möglich. Dass ein Jurastudium im beschaulichen Freiburg einem solchen Charakter nicht gut bekommt, ahnt man schnell. Auch hier kann er die Finger nicht von den Gesetzen lassen, und nimmt das Recht in die eigene Hand. Simon Urban gehört zu den großen, mutigen Erzähltalenten seiner Generation. In seinem neuen Roman entfesselt er eine furiose Geschichte um einen Außenseiter, der zum dunklen Rächer wird. Und der zuvor auszieht, um sich auf einer weltweiten Recherchereise am Unrecht und Recht der Welt zu schulen … (c) KiWi
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Roman
Erscheinungstermin: 11.02.2021
Hardcover, 544 Seiten
ISBN: 978-3-462-05500-9
Auch als EBook erhältich
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Hallo Ana,
wenn man wie Dur die Hälfte des Buches nur quergelesen hat, kommt man zu keinem fundierten Ergebnis. Insofern ist es einigermaßen vermessen von Dir, „keine Empfehlung“ auszusprechen. Da wäre es besser gewesen, keine Rezi zu schreiben.
Hallo Henk,
wenn ein Buch mich als Leser gar nicht anspricht, dann kann ich es auch nicht empfehlen. Weder hier auf dem Blog noch privat. Nur Bücher zu besprechen, die einem gefallen halte ich für falsch und vermittelt nicht die Realität. Immerhin begründe ich warum es so ist.
Aber ich gebe Dir recht, dass der Satz am Ende natürlich nur meine persönliche Meinung widerspiegelt. Scheck darf Bücher in eine Mülltonne werfen und ehrlich gesagt wage ich zu bezweifeln, dass er alle Bücher komplett liest.