Der Ire John Boyne ist seit dem Roman „Der Junge im gestreiften Pyjama“ extrem bekannt und gehört zu den renommiertesten zeitgenössischen Autoren. Mit dem neuen Werk liefert er auf gewohnt hohem Niveau eine unfassbare Geschichte rund um den Protagonisten Maurice Swift.
„Die Geschichte eine Lügners“ von John Boyne ist wohl einer der Romane, den die Leser sich sehnlichst herbeigewünscht haben. Mehr als ein halbes Jahr hat sich der Termin bis zur finalen Veröffentlichung verschoben. Aber eins kann ich an dieser Stelle sagen: Das Warten hat sich gelohnt.
Dieses Buch nimmt uns mit durch das Leben eines sehr ambitionierten Mannes, der nur ein Ziel verfolgt: Ein bekannter und gefeierter Schriftsteller zu werden koste es was es wolle!
Maurice Swift ist ein extrem gut aussehender junger Mann. Er ist intelligent, manipulativ und immer auf seinen Vorteil bedacht. Es mangelt ihm auch nicht an Talent was das Schreiben selber angeht, aber er kann sich keine Geschichten ausdenken. Ihm fehlt es an Talent aus einer Idee eine Geschichte zu kreieren und dann daran diese umzusetzen. Also braucht er Menschen, die ihm Geschichten liefern!
Die erste Person, dessen Vertrauen er ausnutzt ist Erich Ackermann, ein preisgekrönter Schriftsteller mit einem dunklen Geheimnis, das bis in die Nazi-Zeit zurückgeht. Er nimmt diese Geschichte, schreibt sie auf, vernichtet damit Erich Ackermann und wird damit zum gefeierten Shootingstar am Literaturhimmel ohne einen Blick zurück zu werfen oder Reue zu empfinden…
Aber das ist nur der Beginn seiner Karriere, die auf Lug, Betrug und Diebstahl von Geschichten beruht. Plagiat bekommt da eine völlig neue Bedeutung.
Das Buch ist in drei Teile aufgegliedert und dazwischen gibt es noch Episoden, die „Zwischenspiel“ heißen. In jedem der Teile wird bissig und schonungslos geschildert was Maurice bereit ist zu tun, um an die nächste Geschichte zu gelangen. Dabei ist es ihm jedes Mittel recht.
Die Geschichte ist sprachlich hervorragend erzählt, extrem ausgefeilt und psychologisch raffiniert angelegt. Während man als Leser zusehend begreift, was für ein wirklich schäbiger Charakter hinter der schönen Fassade schlummert, müssen wir mit ansehen, wie ihm seine Opfer in die Falle gehen.
Als ich am Ende von Abschnitt zwei angekommen war, da war ich so schockiert, dass ich eine Sekunde überlegt habe, ob ich das Buch vom Balkon werfen möchte. Ich war emotional völlig aufgebracht und habe Maurice Swift beschimpft und war angewidert von ihm. Aber trotzdem musste ich weiter lesen, denn ich wollte wissen wie es ihm ergeht ich wollte wissen, wie John Boyne die Geschichte zu Ende bringt und ob es ein für mich versöhnliches Ende gibt… Ich habe es lange nicht mehr erlebt, dass ich so involviert war in einer Geschichte.
Persönlich ist für mich „Die Geschichte eine Lügners“ von John Boyne eine unfassbare Geschichte, die mich emotional berührt hat und bei der ich dem Hauptprotagonisten ewigen Juckreiz gewünscht habe in Verbindung mit kurzen Armen!
Wer einen Roman sucht, der einen fesselt, der einem vor Augen führt wie manipulierbar wir sind und wie sehr man sich von einem schönen Schein und wundervollen Worten täuschen lässt, der ist hier bestens aufgehoben.
„Ein Roman wie Der talentierte Mr. Ripley, voll von gieriger Täuschungslust“ – New York Post
Buchinformationen:

(c) Piper Verlag
Maurice Swift ist Schriftsteller. Er hat Stil, kann brillant erzählen, doch ihm fehlen die Geschichten. In Westberlin trifft er auf sein Idol, Erich Ackermann, der gerade mit einem großen Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Ackermann verfällt dem charmanten jungen Mann, der sich für alles, was er sagt, interessiert. Er nimmt ihn mit auf Lesereise durch Europa und erzählt ihm sein Geheimnis. Es ist diese Geschichte, für die Maurice endlich als Autor gefeiert wird. Und die Ackermanns Karriere beendet. Maurice dagegen ist schon auf der Suche nach dem nächsten Stoff…
Psychologisch raffiniert, hochspannend und mit funkelndem Humor erzählt John Boyne von der verführerischen Macht des Vertrauens und von einem, der für Ruhm alles tut.
Erscheinungsdatum: 11.01.2021