Stolz und Vorurteil – japp, ich hatte bisher noch nichts von Jane Austen gelesen und gestehe, dass die Verfilmung mit Keira Knightley mich seinerzeit nicht wirklich überzeugen konnte. Doch wurde mir immer wieder bestätigt, dass das Buch doch so viel toller und besser sei.
Tja und so kam es, dann dass das Buch auf meinen SuB wanderte und auf den Tag x wartete…wartete…wartete…doch nun wurde es endlich gelesen. Ich bin ganz ohne jedwede Erwartung oder Hoffnung an die Lektüre heran und ließ mich überraschen.
Nicht weniger als fünf Töchter haben die Bennets standesgemäß unter die Haube zu bringen. Kein leichtes Unterfangen für eine Familie auf dem Land, die nur über ein bescheidenes Vermögen verfügt. Ausgerechnet die intelligente Elizabeth, das Lieblingskind des Vaters, erweist sich als besonders schwieriger Fall. Zum allgemeinen Unverständnis hat sie die Stirn, den Antrag eines wohlsituierten Pfarrers auszuschlagen. Statt dem Drängen der Familie nachzugeben, folgt Elizabeth hartnäckig ihrem eigenen Urteil …
Ich gestehe, dass ich anfänglich ein wenig mit dem “Stil” haderte. Denn ja, Frau Austen schreibt (logischerweise) anders als “heutige” Autoren. Austen liebt geschnörkelte und verschachtelte Sätze, wo man genau aufpassen muss wer denn nun wie was meint oder nicht. Wohingegen Beschreibungen zur Umgebung, Landschaft oder Personen quasi gar nicht vorhanden oder so allgemein gehalten werden, dass die Geschichte quasi überall spielen und die Figuren jedermann sein könnte.
Ja, ich wurde sehr gut unterhalten und gefesselt. Habe gelacht, geflucht und so manches Mal Mrs. Bennet zum Teufel gewünscht – Himmel ist diese Frau anstrengend *lach
Doch muss ich gestehen, dass ich doch so manchen Blick in die Köpfe der Figuren (wie es in der moderneren Literatur üblicher ist) vermisst habe. Ich hätte gerne in Mr. Darcy reingesehen, seine Beweggründe tiefer betrachten wollen. Doch das blieb ja leider weitesgehend verwehrt.
Hinzu kommt, dass ich in meiner Fassung von so manchen “…” (ja, ich meine wirklich PUNKTE) ausgebremst wurde. “…sche Korps”, “Lord …” und so weiter. Diese Punkte kamen immer wieder vor und haben mich immer wieder etwas gebremst, weil ich einfach rätselte, was es mit den Punkten auf sich haben soll. Im Nachhinein vermute ich einfach, dass das ein Zeichen von kreativer Freiheit von Seiten Austens ist, und sie so quasi verdeutlichen wollte, dass die Handlung quasi überall spielen könnte. Ob es allerdings so glücklich ist, in der Übersetzung diese Punkte beizubehalten weiß ich nicht wirklich.
Kurzum: ja, eine wirklich tolle Geschichte, die eine dankbare Spielwiese für die Fantasie und Filmbranche ist und quasi ein kleiner Zeitzeuge darstellen kann. Doch mich nun nicht in wildes Entzücken stürzt und dieses Buch zu meinem absoluten super-duper-Lieblingsbuch macht. Ich gebe “Stolz und Vorurteil” von Jane Austen
4 von 5 Sternchen
Austen gewinnt, wenn man ihre Romane nicht nach heutigen Kategorien und Kriterien ansieht. Wie Du geschrieben hast, sind es Zeitzeugen, ja sogar Gesellschaftskritik. Diese Aschenputtel-Story setzt sich über so vieles hinweg, was damals Konvention war. Allein die Tatsache, dass der reiche, hoch stehende Darcy die arme Lizzy heiratet, ist revolutionär in einer Zeit, in der nicht aus Liebe geheiratet wurde. Man darf das Buch auch nicht mit aktuellen Regency Romances in einen Topf werfen, wo es um die Gefühle der Protagonisten geht, um die Romanze und eine möglichst spannende Art, wie sich die Liebenden doch bekommen können. Austen selbst war… Weiterlesen
Hallo 🙂
Ich werde mit Austen auch nicht warm. Zwei Bücher habe ich von ihr gelesen und damit ist für mich diese Bildungslücke geschlossen. Mir wird zu viel gesprochen und zu wenig beschrieben. Es ist einfach nicht meins.
Liebe Grüße,
Nicole
Hallöchen Nicole,
stimmt. Da ist sehr viel wörtliche Rede. Hat eher was von Theaterstücken und diesen kleinen gelben Monstern von Reclam, die man seinerzeit in der Schule lesen musste 🙂
Die Literatur war halt seinerzeit wohl schlicht anders gestaltet, als man sie heute kennt und liebt 🙂
Tanni