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Das flüssige Land von Raphaela Edelbauer

Es gibt Bücher, die startet man und denkt sich: Wow, das ist etwas sperrig zu lesen. So ist es mir mit “Das flüssige Land” von Raphaela Edelbauer ergangen.

Es gab Momente, in denen ich das Buch entnervt in die Ecke gelegt habe und dachte: Nö, das  bekommst Du nie fertig… Doch irgendwie hat es mich nicht losgelassen und ich wollte doch wissen was es mit Groß-Einland auf sich hat.

Ein Buch, das mich viel Konzentration gekostet hat und auch tatsächlich Duchhaltevermögen und doch habe ich es bis zur letzten Seite gelesen. Warum und ob es mir im Ganzen gefallen hat? Tja… dafür beginnen wir doch erstmal mit dem eigentlichen Inhalt.

Ein Ort, der nicht gefunden werden will. Eine österreichische Gräfin, die über die Erinnerungen einer ganzen Gemeinde regiert. Ein Loch im Erdreich, das die Bewohner in die Tiefe zu reißen droht. In ihrem schwindelerregenden Debütroman geht Raphaela Edelbauer der verdrängten Geschichte auf den Grund.
»„Das flüssige Land“ [ist] eine abgründige und einfallsreiche Parabel auf Österreich und den Umgang mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit, ein philosophisch-phantastischer Roman«
Florian Baranyi, ORF, 25.08.2019

(c) Klett-Cotta Verlag

Der Roman stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises genauso wie Vater Unser von Angela Lehner. Das Buch, das zu meinen Jahreshighlights zählt mit meiner lieblings Verrückten Eva. Also war ich sehr gespannt auf das Debüt von Rapheala Edelbauer.

Die ersten 50 Seiten bzw. drei Kapitel sind wirklich unglaubwürdig und extrem surreal. Der Sprachstil ist sperrig und da habe ich wirklich kämpfen müssen, ob es sich lohnt dran zu bleiben.

Aber trotzdem hat es mich nicht los gelassen und ich habe immer wieder ein paar Seiten gelesen.
Dann ist man plötzlich in Groß-Einland und man weiß, dass sich all die Mühe über die ersten 50 Seiten gelohnt haben.
Man weiß, das wird eine wahnsinns Geschichte und das meine ich hier wörtlich, denn wirklich richtig normal ist es in Groß-Einland nicht.
Während man fast 5 Tage für die ersten drei Kapitel gebraucht hat, kann man es jetzt nicht mehr aus der Hand legen.

Ich habe erlebt, wie sich die Perspektiven verschieben. Wie sehr die Gräfin alles beherrscht und bestimmt in diesem kleinen Dorf. Wie schön doch die Fassade ist und wie sehr es dahinter bröckelt…
Ich bin am Rand des riesigen Lochs gewandert und habe in den Abgrund geblickt…
Ich habe die Geheimnisse mit entdeckt und bin auf den phantastischen Wegen gewandert, die Edelbauer erschafft. Das Versprechen, dass in diesem ganzen Buch mitschwingt, dass es ein wirklich schlimmes Geheimnis gibt und die Welt, die die Autorin darum herum schafft löst einen Sog aus und hält einen bei der Stange.

Keine geradlinige Lektüre und gewiss schräg! Ich meine, die Protaginistin ist sechs Jahre in dem Dorf und glaubt selber, dass es nur drei sind. Nie wundert Sie sich, dass ihr Auto nicht fertig wird, selten hinterfragt sie einige Sachen.
Sprachlich möchte ich die komplette Lektüre als sperrig bezeichnen und stellenweise zu gewollt literarisch. Die österreichischen Eigenheiten der Sprache kommen noch dazu, so dass man über einige Begriffe stolpert und diese auch nicht immer versteht.

Seid Ihr bereit Euch auf eine Reise einzulassen, die Raum und Zeit trotzt und am Ende doch viele offenen Fragen unbeantwortet lässt, dann lest das Buch.

Meine persönliche Meinung:
Sehr ungewöhnliche Geschichte, nicht immer einfach zu lesen und doch gut.
Allerdings kann der Roman nicht auf voller Bandbreite überezeugen, daher kann ich nur eine eingeschränkte Leseempfehlung aussprechen.

“Das flüssige Land” von Raphaela Edelbauer bekommt von mir 3 von 5 möglichen Punkten.

Vielen Dank an den Klett-Cotta Verlag für das Leseexemplar. Wer möchte kann hier einen Blick ins Buch werfen.

Weitere Meinungen zum Buch:

Irve liest
Petras Bücherapotheke

Buchinformationen:
Rezension, Buchbesprechung zu Das flüssige Land von Raphaela Edelbauer

(c) Klett-Cotta Verlag

Titel: Das flüssige Land
Hardcover – 350 Seiten

ISBN: 3608964363
EAN: 9783608964363
Klett-Cotta Verlag
Erscheinungsdatum: 01.09.19

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3 Comments
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28/01/2020 17:26

Hui, nun hast du mich aber angefixt! Deine Kritik schreit eigentlich danach, die Finger von dem Buch zu lassen und dann machst du mich unheimlich neugierig darauf – ein Dilemma! Prota lebt 6 Jahre dort und glaubt es seien 3, schräg, surreal – sag mal, die Rezension hast du doch eigens zum anzuckern meiner Wenigkeit geschrieben 😀

Mukkelige Grüße!

02/02/2020 10:46
Reply to  Ana

Das hast du absolut geschafft! Gemerkt wird der Titel definitiv, bin echt neugierig egworden (=