Anfang 2019 habe ich auf Grund einer Leseempfehlung von Tausendlexi Orpheus von diesem Autor gelesen. Ein Buch, dass mich absolut begeistert hat und das ich gerne jedem nochmal hier empfehlen möchte.
Anschließend war mir klar, dass ich seinen „Erstling“ auch lesen muss. Also zog schon kurze Zeit später “Briefe an die grüne Fee“ von Salih Jamal bei mir ein. Gelesen habe ich es aber erst jetzt, fast 6 Monate später.
Eins kann ich hier schon verraten, es ist anders und doch unglaublich intensiv…
Hoch über den Dächern der Stadt sitzt der Ich-Erzähler, bereit zum Sprung. In seiner Tasche: eine alte Pistole und Briefe an eine geheimnisvolle, devote Flamenco-Tänzerin, die er im Internet über ein Dating-Portal kennengelernt hat.
In zwei zusammenlaufenden Handlungssträngen erzählt er von seiner Affäre und von den Menschen, die ihm begegneten. Er schildert seinen Blick auf die Welt, seinen Weg aus Leichtigkeit und Unbekümmertheit in die Fesseln der Verantwortung und den Versuch, dieser Gewissenhaftigkeit zu entfliehen. Dabei sucht er melancholisch, wütend und fragend das Wesen der Liebe, um an den Kern der menschlichen Seele vorzudringen. In seinen Gedanken dealt er deshalb mit dem Teufel.
Eine Geschichte aus lustigen, tragischen und unverschämten Anekdoten, erzählt in einer flapsigen und teilweise vulgären Sprache, und tiefgründigen, poetischen Gedanken über die Welt, in der Männer wie vergessene Turnbeutel in der Tinnef-Abteilung bei IKEA darauf warten, abgeholt zu werden, oder in der versucht wird, die Zeugen Jehovas an der Haustüre zu einem Dreier zu überreden.(c) Salih Jamal

Salih Jamal & Anja
Das Buch ist eine Auflistung aus dem Leben des namenlosen Ich-Erzählers und erinnert mich stark an Tagebucheinträge. Er rekapituliert sein Leben, während er oben auf dem Dach sitzt. Wir erfahren nur das, was uns der Protagonist wissen lassen möchte und können bei allem anderen nur mutmaßen. Egal ob es um die tatsächlichen Ereignisse geht oder um die Dinge, die die anderen Beteiligten wohl erlebt haben.
Auf Instagram habe ich unter „Kurz und bündig“ bereits geschrieben:
„Das Buch ist tragisch, es ist manchmal ganz laut, es ist vulgär und dann ist es wieder ganz leise und poetisch. Es ist kraftvoll und beschönigt nichts. Es ist pornös!
Das Buch ist wirklich dreckig, es ist direkt und es ist genau das, was wir als Großstandkinder erlebt haben um uns herum: Nutten, Dreck, Suff und Drogen. Was für einen selbstherrlicheren Mist wir getan haben und unbezwingbar haben wir uns gefühlt… Genau wie der Ich-Erzähler in diesem Buch, gut vielleicht nicht genau so.
Das habe ich dem Autor geschrieben, als ich das Buch beendet habe und ich möchte Euch diese Sätze nicht vorenthalten, denn so geht es mir immer noch:
Du nimmst keinen Blatt vor den Mund. Beschreibst Exzesse so präzise, dass man als Leser weiß: Das ist scheisse was Du machst, aber trotzdem feiert man das ein oder andere!
Was Du mit den leisen Tönen im Hintergrund beschreibst, das ist die Seele. Das Gefühl. Die Veränderung. Das, wie der Protagonist fühlt.
Die Reise, die in den Briefen oder ( wie ich es empfunden habe ) Tagebucheinträgen beschrieben wird, ist wie ein Feuerwerk. Mal der Lichtstreif der Rakete am Himmel und dann wieder nur die schwarze verbrannte Hülse. Ich bin abgestoßen und fasziniert zu gleichen Teilen von dem namenlosen Protagonisten. Du weckst all das und doch ist man am Ende ausgesöhnt.
Deshalb ist das Buch etwas besonderes.
Von mir bekommt „Briefe an die grüne Fee“ von Salih Jamal 4,5 von 5 möglichen Punkten und eine klare Empfehlung.
Buchinformationen:

(C) Salih Jamal
Taschenbuch: 268 Seiten
Verlag: Books on Demand; Auflage: 4 (28. November 2018)
ISBN-10: 3744832805
ISBN-13: 978-3744832809
Auch als EBook und Hörbuch erhältlich
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