Klappentext:
Im dritten und letzten Teil ihrer Vernon-Subutex-Trilogie führt Virginie Despentes ihre Figuren und die Leser in das Frankreich der Attentate vom 13. November 2015 – und damit ins Herz eines gesellschaftlichen Traumas. Zunächst sieht eigentlich alles geradezu idyllisch aus. Die Gruppe um Vernon hat Paris verlassen und lebt an wechselnden Orten auf dem Land. Dort werden sogenannte »Convergences« abgehalten, total angesagte Raves, zu denen man aber nur mit persönlicher Empfehlung zugelassen wird. Klar, dass jeder dorthin will und »tout Paris« versucht, eine Einladung zu ergattern. Doch auch dies ist nicht das Paradies, es gibt Misstrauen und Eifersüchteleien, die Gruppe zerfällt. Dann kommt der 13. November 2015 – die Attentate von Paris – und die Stimmung ändert sich vollkommen.
Jede der Figuren ist in irgendeiner Weise – direkt oder indirekt – betroffen von den Ereignissen. Jede muss für sich versuchen einen Weg zu finden, damit umzugehen. Und natürlich führen diese Wege am Ende nicht alle in dieselbe Richtung. Mit enormem Einfühlungsvermögen und einer persönlichen Betroffenheit, die aus jeder Zeile spricht, erweist sich Virginie Despentes einmal mehr als brillante, scharf analysierende Chronistin unserer Zeit und als begnadete Erzählerin.
Vorwort:
Der dritte und von mir sehnsüchtig erwartete Teil von Vernon Subutex ist endlich da! Auch der dritte Teil beginnt wieder mit einem Index der Personen aus den vergangenen Teilen und erst dann starten wir mit der eigentlichen Reise im dritten Teil.
Bevor ich aber zu dem letzten Teil komme, möchte ich gerne noch ein paar Worte zu Band 1 und 2 verlieren, denn diese habe ich natürlich auch gelesen.
Während im ersten Teil der Mittelpunkt definitiv Vernon war und wir seinen Weg von ganz oben nach unten verfolgt haben und wir zusehen durften, wie Vernon bei alten und neuen Freunden befristeten Unterschlupf findet , hatte ich beim nächsten Teil den Eindruck, als ob die Autorin den Blick auf ein breiteres Geschehen gelegt hat. Quasi einen Schritt zurück gegangen ist.

(C) Kiepenheuer & Witsch
Im zweiten Teil ist Vernon verschwunden und wir erleben seine Freunde, die ihn suchen und verfolgen und die Auswirkungen seines Auftretens auf das Leben seiner Freunde. Natürlich treffen wir auch auf Vernon, aber meiner Meinung ist er auf weiten Strecken des zweiten Bandes nicht mehr alleine der Mittelpunkt, aber definitiv ein Fixpunkt für seine Freunde, seine Gefolgschaft, die zentrale Anlaufstelle für alle und er trägt auch massiv zu der Entwicklung der Geschichte bei.
Meine Meinung zu Band 3:
Jetzt in Band drei erwartet uns tatsächlich die nächste Perspektive, wir sind irgendwie noch ein Stückchen weiter weg. Wir verfolgen in verschiedenen Strängen entweder Vernon oder einen seiner Freunde und auch die Feinde. Die Entwicklung in diesem Buch ist eine völlig andere, denn alles bricht scheinbar auseinander als Vernon das Camp verlässt auf Grund eines massiven Mißtrauensbruchs aus den eigenen Reihen. Die Mitglieder des Camps kehren zurück nach Paris. Nach dem Hippieleben im Camp erkennt keiner von Ihnen die Stadt richtig wieder. Es ist dreckiger geworden aggressiver, grauer, hektischer, ärmer und fühlt sich irgendwie falsch an. Obwohl sie sich eigentlich trennen, treffen sie doch alle wieder aufeinander und leben auch zum Teil wieder zusammen in einem Loft.
Sprachlich hat mich das Buch wieder schnell abgeholt. Bissig, eindringlich und mit durchaus messerscharfer Zunge zeigt uns Despentes die Gesellschaft und hält uns den Spiegel der Verrohung vor Augen. Sie zeigt uns ein Paris, in dem die Wut und der Hass auf die Ausländer stetig wächst.
Sie lieben und hassen dasselbe – die sogenannte Demokratie, die heuchlerischen Reden, die das Gehirn verkleistern, die Lügenpresse,…, das kranke Frankreich, das unter der Rassenvermischung und dem Verfall der Sitten leidet.
Zitat Seite 377/378
Wir erleben die Angst der Menschen nach den Attentaten in Paris. Wir erleben Freundschaft, Vertrauen und eine Verbundenheit, die völlig unterschiedliche Menschen einigt, sie zu einer Gruppe zusammenschweißt.
Das wichtigste Bindeglied ist und bleibt Vernon Subutex in allen drei Bänden. Er ist eine Art Fixstern um den sich die Geschichte dreht. Der zweite rote Faden ist die Musik, die Liebe dazu und die daraus entstandenen Raves für ein ausgewähltes Publikum und auch die damit verbundenen Konsequenzen.
Das Leben des Vernon Subutex ist ein passender Titel für diese Trilogie und als Leser geht man durch alle Höhen und Tiefen mit diesem skurillen Haufen an Protagonisten. Man leidet, tanzt, lacht und möchte auch mit ihnen weinen. Jede Person hat in diesem Buch ihre Berechtigung und dient der Veranschaulichung und Darstellung einer Form der Kultur bzw. Weltanschauung in unserer heutigen Zeit.
Chapeaux an Virginie Despentes, die uns die Wirklichkeit so ungeschlagen vor Augen hält und doch nicht abschreckt, sondern uns in die Geschichte hineinzieht, innehalten lässt und nachdenklich stimmt.
Ich weiß gar nicht, was ich zu dem Ende sagen soll… Damit habe ich nicht gerechnet und für mich hätte das Buch auch durchaus auf Seite 404 und dem 1. Abschnitt der nachfolgenden Seite enden können, auch wenn ich verstehe was Despentes mit dem Ausblick aufzeigen möchte. Aber das ist hier absolut Jammern auf hohem Niveau.
Volle 5 Punkte nicht nur für den dritten Teil, sondern für die komplette Trilogie.
Danke an den Verlag Kiepenheuer und Witsch, der mir den dritten Band als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.
Buchinformationen:

(C) Kiepenheuer & Witsch
Kiepenheuer&Witsch
Titel der Originalausgabe: Vernon Subutex 3
Aus dem Französischen von Claudia Steinitz
ISBN: 978-3-462-05153-7
Erschienen am: 07.09.2018
416 Seiten, gebunden