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Buchgeflüster: Wer bestimmt was Literatur ist?

Es ist kaum zu glauben, aber es ist die 6. Ausgabe von Buchgeflüster und heute möchten wir uns mit dem Thema Literatur beschäftigen, bzw. mit:


Was ist Literatur oder besser: wer bestimmt was Literatur ist?
Ihr wollt unsere Meinung dazu wissen?
Ihr wollt wissen, woher diese unsägliche Diskussion kommt, ob man Trivialliteratur liest oder nicht?
Dann wünschen wir viel Spaß mit diesem Artikel.
Liebe Grüße Eure #Ana

Beginnen wir mit ein wenig trockener Sachkunde:

Das Wort Literatur stand früher für Gelehrsamkeit, die Wissenschaften, die Produktion der res publica literaria und der frühmodernen scientific community.

Der Streit in der Frage „Was ist Literatur?“, der mit dem 19. Jahrhundert aufkam, und der nach wie vor die Literaturwissenschaft beschäftigt, ist ein Beweis dafür, dass die Literaturwissenschaft nicht einmal dies zuwege brachte ihren Forschungsgegenstand klar zu definieren.

1965 hat sich das sog. „Dreischichtenmodell“ nach Foltin etabliert welches die Unterscheidung trifft nach:

  • Dichtung/Hochliteratur 
  • Unterhaltungsliteratur 
  • Trivialliteratur 

So, jetzt geht es los:

Der 1. Punkt ist sicherlich noch recht eindeutig, aber wo ziehen wir die Grenze zwischen Unterhaltungs- und Trivialliteratur und muss sie überhaupt gezogen werden?

Wenn wir einer Definition glauben, dann ist jedes Werk, das sich mit dem Thema Liebe, Tod, Abenteuer, Verbrechen, Familie oder Krieg beschäftigt und sich einer klaren und gut verständlichen Sprache bedient und/oder „gut und böse“ voneinander abgrenzt automatisch Trivialliteratur.

Auch wer eine große Zielgruppe erreichen möchte, schreibt Trivialliteratur.

Okay, an diesem Punkt habe ich das erste mal gezuckt. Welcher Autor schreibt denn seine Bücher mit dem Hintergedanken nur ein paar Bücher zu verkaufen? Alle wollen doch damit Geld verdienen und das ihr Buch ein Erfolg ist.

Dann habe ich gelesen, dass Unterhaltungsliteratur in den Bereich der Belletristik fällt.

Bildcredit: Pixabay

Schauen wir uns mal die Top Ten  der Belletristik der KW 18 an: 
Dort finden wir unter anderem: 

Achtnacht von Fitzek, Im Schatten des Lichtes von JoJo Moyes, Selfies von Jussie Adler Olsen, Mein geniale Freundin von Elena Ferrante, Das Labyrinth der Lichter von Carlos Ruiz Zafon.

Aber jetzt mal ganz ehrlich, wer will die Unterscheidung treffen?
Ist Fitzek Unterhaltungs- oder Trivialliteratur?

Ist Moyes Unterhaltungs- oder Trivialliteratur?

Wozu zähle ich Bücher, bei denen es um den Krieg geht? Trivialliteratur?
Dann wäre auch „Alles Licht, das wir nicht sehen“ von Anthony Doerr Trivialliteratur und das Buch ist ein Pulitzerpreisträger.

Große historische Bücher wie z.B. von Rebecca Gablé zählen dann, da es sich in den Büchern um Familie, Liebe, Dramen und Verbrechen geht zu Trivialliteratur?

Sind die Bücher von Zoran Drvenkar Trivialliteratur?

Wer in aller Welt bestimmt überhaupt was Literatur ist?

Wer will dem Leser diktieren, dass er im Zweifel „Schund“ liest und mit welchem Recht?

Meine Meinung dazu: NIEMAND! 

Literatur ist was gefällt und an dem man Spaß hat.

Literatur kann auch ein kleines Büchlein sein, in dem ein Mann seine Lebensgeschichte beschreibt, Literatur kann die große Liebe sein, die schicksalsträchtig endet (z.B. West Side Story).

Meines Erachtens hat niemand das Recht einem Leser zu sagen, dass er Trivialliteratur liest, bzw. dass ein Buch Schrott ist.

Jeder Eindruck eines Buches ist eine sehr persönliche Sache. 


Wenn jemand für sein Leben gerne Liebesromane liest, dann ist das völlig in Ordnung und niemand hat das recht den jenigen als „Literaturbanausen“ zu betiteln, denn ich lasse mich ja auch nicht als Psychopathen bezeichnen, nur weil ich Thriller, Horror und Dystopien bevorzuge in denen es um Mord und Todschlag geht.

Bildcredit: Pixabay
Bin ich ein ungebildeter Mensch, weil ich Shakespeare für völlig überbewertet halte?
Bin ich ein ungebildeter Mensch, wenn ich viele Bücher, die auch Preisträger sind nicht gut finde?
Ich habe neulich irgendwo gelesen: “Belesen heißt nicht gebildet” und dieser Aussage stimme ich zu 100% zu.
Bildcredit: Aeastas Book Blog
Niemand soll sich schämen für seinen Buchgeschmack, es ist völlig egal ob wir Liebesbücher, Erotikromane, Thriller, Horror, Biografien, Sachbücher oder Graficnovels lesen, uns verbindet das Schönste auf der Welt: 
Das Lesen von Büchern!
Literatur ist für jede Person selbst zu definieren, Gefallen macht ein Buch aus, nicht das was ein Kritiker sagt. Wir lesen, weil wir lesen wollen und dabei abtauchen möchten in fremde Welten.

Am Ende meines Plädoyers möchte ich allerdings eine kleine Einschränkung machen:

Mir fällt es schwer, das auch anzuwenden auf Bücher in denen Frauen, meistens junge Frauen, sexuell schlecht behandelt werden und dass das in den Büchern auch noch „romantisiert“ wird. Dieses falsche Bild, das dabei jungen Menschen in den Kopf gesetzt wird, über das Thema Beziehung zwischen Mann und Frau, finde ich äußerst fraglich und bedenklich.

In diesem Sinne:
Lest was das Zeug hält und was Euch gefällt.
Liebe Grüße Eure #Ana
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16/06/2017 6:21

Hallo ihr zwei,

da habt ihr einen wirklich guten Artikel geschrieben.

Bei dem Thema stellt es mir auch regelmäßig alle Haare auf. Ich sehe keinen Unterschied zwischen Unterhaltungsliteratur und Trivialliteratur. Selbst anspruchsvolle Bücher wollen doch unterhalten oder sehe ich das falsch??

Wie auch immer, ich bin längst über das Alter hinaus, wo ich mir sagen lasse, was ich lesen soll. Wenn mich eine Geschichte unterhält, dann ist es für mich auch hohe Kunst.

Ganz liebe Grüße
Marie