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Rezension: Der Kirmesmörder Jürgen Bartsch – Regina Schleheck

 

(c) Gmeiner Verlag

 

Wahre Verbrechen im GMEINER-Verlag
Taschenbuch: 244 Seiten
Erscheinungsdatum: 3. August 2016
ISBN-10: 3839219396
ISBN-13: 978-3839219393

 

Klappentext:

Langenberg, 1966. Der Fall Bartsch erschütterte die Nachkriegs-BRD wie kein anderes Kapitalverbrechen. Jürgen Bartsch, der nach einer Kindheit voller Kälte und Missbrauch zu einem sadistischen Soziopathen wurde, lockt Kinder von Kirmesplätzen in Essen und Umgebung, um sie zu quälen, zu missbrauchen und zu ermorden. Bei der Jagd nach dem Kirmesmörder gerät eine ganze Region in Panik. Als Jürgen Bartsch schließlich gefasst wird, fordern die Menschen Vergeltung.

Inhalt:

Den meisten ist der Mörder Jürgen Bartsch ein Begriff. Ein junger Mann, der im Alter von 15 Jahren angefangen hat, zu quälen und zu morden – aber warum?

Was nicht allen bekannt ist, sind die Fakten, aus welchen Verhältnissen er stammt und unter welchen Bedingungen er aufgewachsen ist.

Diesen Teil seiner Kindheit und frühen Jugend beleuchtet Regina Schleheck und lässt tatsächlich für das Kind und Jugendlichen Mitgefühl aufkommen.

Was aus dem gepeinigten und misshandelten Jungen wurde, ist von Anfang an klar aber es ändert nichts an den Gefühlen, die dieser biografische Roman auslöst.

Wir Leser erleben hautnah mit, was Bekannte, Schulkameraden oder auch sein Kindermädchen fühlen oder erlebt haben mit Jürgen Bartsch. Wir erfahren Dinge über seine Adoptiveltern, die uns wirklich scharf Luft holen lassen.

Die Sprache des Buches empfinde ich als sehr angenehm und stimmig zur Geschichte.

Die Charaktere, die aus verschiedenen Sichtweisen das Leben von Jürgen Bartsch schildern, sind alle auf die ein oder andere Weise mit ihm persönlich bekannt und haben einen Stück seines Weges begleitet und sind gut dargestellt. Man bekommt auch ein Gespür für diese Menschen.

Ich habe mich immer wieder gefragt, warum hat niemand was gesagt?

Wieso hat es soweit kommen müssen?

Könnte ich damit leben, eventuell eine Teilschuld an den Ereignissen zu haben, weil ich weggesehen oder geschwiegen habe?

Neben diesem Thema, greift Regina Schleheck scheinbar nebenher Dinge auf, die das Nachkriegsdeutschland betreffen: Gedankengut, Einstellungen der Menschen, die ersten Einwanderer, das Wunder von Bern, das wirtschaftliche aufstrebende Ruhrgebiet, die Tatsache, dass Männer ihren Frauen erlauben mussten, wenn sie arbeiten wollten, den §175 und §218.

Karriere als Frau, Selbstbestimmung der Frau und offene Homosexualität, Dinge die für uns selbstverständlich sind, aber nicht immer waren.

Regina Schleheck hat mich teilweise auf eine Reise in meine Kindheit mitgenommen. Ich komme aus dem Ruhrgebiet und einige Redewendungen und Wörter, die in diesem Buch verwendet werden hatte ich seit Jahren nicht mehr gehört.

Fazit:

Als ich die Vorstellung zu dem Buch gemacht und begonnen habe zu lesen, war mir bewusst auf was ich mich einlasse, aber mit dieser Achterbahn der Gefühle habe ich nicht gerechnet.

Regina Schleheck hat die Geschichte von Jürgen Bartsch geschickt verpackt und mehr als treffend beschrieben. Das Buch ist hart und grausam aber auch lehrreich. Der Spagat zwischen Roman und Biografie ist ihr absolut geglückt.

Ich war von dem Buch so gefesselt, dass ich es nicht aus der Hand legen konnte.

Volle 5 von 5 Punkten für dieses grandiose Werk.

Warnung: Auf Grund der Gräueltaten, die Jürgen Bartsch verübt hat, ist dieses Buch sicherlich nicht für die zarten Seelen unter uns geeignet – allen anderen lege ich dieses Buch ans Herz!

 

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